Mittleres Hochwasserereignis Wied?
Es ist wieder Sommer und derzeit stöhnen alle über die Hitze. Der Jahrestag der Ahrflut ist ein paar Tage her und die Flüsse sind auf sehr niedrigen Ständen.
Ein alter Spruch besagt, dass in der Wüste mehr Menschen ertrinken als an Hitze sterben, das gilt in Deutschland so nicht, die Übersterblichkeit in Hitzewellen ist signifikant. Aber unabhängig davon ist ja eher Hochwasser das Thema meines Interesses.
Hochwasser gerade jetzt?
Das 14-Tagewetter sieht derzeit für Deutschland oft so aus wie in Rostock
Das ist sehr wenig, auch in der Ensemble-Vorhersage ist es nicht viel mehr
Jetzt ist Deutschland etwas größer und es gibt viele verschiedene Wettermodelle. Eins davon ergibt für das Einzugsgebiet der Wied bis zu 135 mm in 72 Stunden.
Die Modelle sind noch sehr wacklig. Das von mir bevorzugte Modell von Meteoblue sagt um die 35mm Regen bis Samstag voraus
Das wäre in der jetzigen Trockenphase sehr notwendig für die Natur.
Was aber wenn es jetzt doch die 100mm werden? Wäre das schlimm oder wie schlimm wäre es.
Hochwassergefahrenkarte
Der erste Blick geht bei mir auf die Hochwassergefahrenkarte. Was ist bei HQ100 in Gefahr.
3 Stellen in der Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach sind relativ einfach zu identifizieren, die bei einem größeren Hochwasser im Wasser stehen.
Der Wert für ein 100-jähriges Hochwasser liegt bei 186m³/s. Zum Vergleich an der Ahr war der alte Wert von 323 l/s km² für Altenahr. Somit sind 273 l/s km² ein etwas kleinerer Wert. Aber durch die deutlich flachere Topographie dürfte es unkritischer sein.
Vergangene Hochwasser
An der Wied gibt es die Pegel Friedrichsthal/Wied (680 km²)und Seifen/Holzbach (176,2 km²)
Der Pegel in Friedrichsthal erfasst mit 11km vor der Mündung mehr oder weniger das komplette Wasser der Wied und somit aussagekräftig für die Extremwerte seit 1961. Auffällig ist, dass es 8 Winter, 1 Frühjahrs und 1 Sommerhochwasser gegeben hat. Ein extremes Sommerhochwasser ist in den letzten 60 Jahren ein eher ungewöhnliches Ereignis.
Abflussereignisse 2018/2019
Im gewässerkundlichen Jahrbuch kann man erkennen wann es wohl etwas und etwas mehr geregnet hat. Interessant sind also die gefallenen Wassermengen für die Markierungen 24. Dez 2018, 14. Jan 2019, 16. März 2019 und 12./22. Mai 2019. Für 2019 ist es möglich die Regenmengen zu erhalten.
Agrarmeteorologie
Die Agrarmeteorologie hat 3 Pegel im Einzugsgebiet der Wied.
Peterslahr(1), Hümmerich(2) und Maroth(3). Die Regenmengen von den 3 Stationen mit der Auswirkung auf den Wasserabfluss 2019 und Mitte Juni 2022.
Tagesregenmengen von 20mm großflächig waren keine Seltenheit 2019. Man sieht gut wie die Abflussmenge jeweils nach Regenfällen steigt.
Aktueller Pegelstand
Aktuell ist am Pegel ein Durchfluss von 1,68 m³/s. Nicht weit von MNQ entfernt. Ein Sommerregen mit 20–30 mm kann im trockenen Boden scheinbar sehr gut aufgenommen werden und erst ab 30–50 mm wirkt sich zusätzliches Wasser auf den Pegelstand der Flüsse aus. 20mm zusätzlicher Regen sind um die 40m³/s Wasser. Somit wären für ein hundertjähriges Hochwasser mit 165 m³/s etwa flächendeckend 80mm über der Grundsättigung also 110mm notwendig.
Derzeit wäre ich also im Raum Wied noch total entspannt. Aber trotzdem kein Grund mal die Unterlagen (Alarm- und Einsatzpläne Hochwasser) aus dem Keller zu holen um die Adressen und andere Ansprechpartner zu aktualisieren.
Ausblick
Die Position an der der Regen fallen soll ändert sich noch von Berechnung zu Berechnung. Wenn es großflächig ein anderes Gebiet trifft sind die verwendeten Quellen auch dafür nutzbar.
