Konjunkturprogramm — jetzt schon?

Thomas Strub
3 min readApr 6, 2020

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Es gibt den alten Spruch:

gutes Geld schlechtem hinterwerfen.

Mich wundert, dass bevor die Krise wirklich fertig die Politiker schon den Geldhahn aufdrehen ohne erst mal den Schaden zu begutachten.

Söder 5.4.2020:

CSU-Chef Söder wirbt für Konjunkturprogramm

Für diese Aktionen ist es zu früh. Das kann erst der zweite Teil der Exitstrategie sein.

Phase 1 — Lockdown:

Dies ist die Phase in der wir gerade sind, vieles ist auf Null runtergefahren. Einiges wird auf Sicht nicht möglich sein.

Phase 2 —( Hammer und) Tanz / Totale Eindämmung:

Wie die Tanzphase aussehen wird, steht Stand heute noch nicht fest. Dies sollte langsam geklärt werden. Somit könnten auch die währende der Phase 2 offenen Wirtschaftsbetriebe in die Planung der nächsten Zeit gehen.

Phase 3 — Ende der Pandemie:

Für die Pandemie gibt es drei Endpunkte:

  • Impfstoff gefunden und genügend Personen sind geimpft
  • Die Krankheit wird extrem gut eingedämmt und keine weiteren Personen werden angesteckt (SARS 2002/2003)
  • Die Krankheit hat nahezu alle einmal angesteckt (70% Szenario)

Erst ab dem Ende der Pandemie wird es möglich sein, wieder in den normalen Tagesablauf über zu gehen. Eine Strategie für Wirtschaftshilfen kann meiner Meinung nach nicht jetzt schon gemacht werden. Der Zeithorizont der Hilfen sollte somit nicht schon beginnen bevor die Wirtschaft wieder gestartet ist.

Ausgangslage

Derzeit gibt es folgende Bereiche:

Arbeiten mehr als gewohnt

Es gibt Industrien und Zweige, die derzeit mehr arbeiten. Das klinische Gesundheitswesen, die Supermärkte und die Zulieferindustrie für diese Bereiche.

Hier muss Geld, Material und Arbeitskraft umgelenkt werden. Diese müssen aus anderen Bereichen kommen.

Arbeiten mehr oder weniger normal

Die ganze Bauwirtschaft, ein Großteil der öffentlichen Verwaltung und vieles weiteres darf, falls sie Beschäftigte und Material haben mehr oder weniger normal weiter arbeiten.

Hier sind keine Maßnahmen notwendig

Wurden gesperrt

Nach dem Infektionsschutzgesetz wurden beispielsweise Gaststätten und vieles weitere gesperrt. Hier wundert es mich, dass in der Öffentlichkeit so wenig von folgendem Paragraphen zu hören ist:

Infektionsschutzgesetz §56:

(1) Wer auf Grund dieses Gesetzes als Ausscheider, Ansteckungsverdächtiger, Krankheitsverdächtiger oder als sonstiger Träger von Krankheitserregern im Sinne von § 31 Satz 2 Verboten in der Ausübung seiner bisherigen Erwerbstätigkeit unterliegt oder unterworfen wird und dadurch einen Verdienstausfall erleidet, erhält eine Entschädigung in Geld.

Haben keine Aufträge mehr

Das sind die Branchen denen es jetzt am schlechtesten geht. Aufgrund von Sperren werden keine Aufträge mehr erteilt.

Ein Sänger darf ja immer noch singen, aber die Konzerthallen sind geschlossen also werden keine Neu-Aufträge mehr erteilt. Bestehende Aufträge werden storniert und je nach Stornobedingungen fehlen die Einnahmen.

Lösungsmöglicheiten für die vierte Gruppe

Meiner Meinung nach müssen die Betriebe ohne Aufträge mit möglichst wenig Geld eingemottet werden. Es ist nicht zielführend, dass jetzt schon dauerhafte Hilfen für diese Zweige ausgegeben werden.

Das Personal und die sonstigen Ressourcen aus diesen Gebieten wird in anderen Bereichen gebraucht. Wenn die Leute fürs Nichts tun bezahlt werden geht der kurzfristige Pflege- und Ausrüstungsmangel nicht zurück.

Auch die Näherinnen in Bangladesh haben nichts davon, wenn ihre Chefs am Ende des Tages Geld bekommen um die Fabriken wieder zu öffnen. Sie sollten jetzt die Ausrüstungsgegenstände produzieren, die weltweit am häufigsten gebraucht werden. Eine Milliarde Euro für wiederverwendbare Stoffmasken wären sicher viel Geld, aber als Absicherung, falls sie einen positiven Nutzen haben durchaus ein Schnäppchen.

Wie einmotten?

Das ist hier die Gretchenfrage.

Kapital

Soll das Kapital (z.B. Leasinggeber Flugzeug) weiterhin die komplette Rendite erhalten? Oder wäre hier eine Teilung der Lasten der bessere Weg? Kann nicht der Vertrag um die jetzige Stillstandszeit verlängert werden und nur die harten Kapitalkosten müssen jetzt bezahlt werden?

Mitarbeiter

Hier muss etwas ähnliches gelten. Die harten Ausgaben müssen gedeckt werden. Zusätzliches lässt sich derzeit eh kaum ausgeben, da bringen die grünen Scheine wenig. Aber ist es fair im Vergleich zur dritten Gruppe?

Insgesamt könnte das einmotten auch die Motivation steigern sich in den anderen Branchen zu betätigen. Ein dauerhaftes Alimentieren bis zum Zeitpunkt nach der Krise scheint mir nicht zielführend zu sein.

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Thomas Strub
Thomas Strub

Written by Thomas Strub

Diplom Informationswirt. Arbeite als Softwareentwickler. Schlage zu oft die Hände über dem Kopf zusammen wenn ich S-Architektur sehe — Lebe im schönen Breisgau.

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